Heidelberg, 17.05.2025. 

Am heutigen Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Ace-, Lesben-, Trans- und Interfeindlichkeit (IDAHOBALTI) macht das Queere Netzwerk Heidelberg auf die zunehmende Bedrohung queeren Lebens aufmerksam – weltweit, in Deutschland und konkret vor Ort. Die jüngste Zerstörung der Gedenkplakette für Magnus Hirschfeld zeigt: Queeres Gedenken steht unter Druck. Es ist Zeit, sichtbar und entschieden für Erinnerung, Vielfalt – und unsere Demokratie – einzutreten.

Der IDAHOBALTI erinnert jedes Jahr am 17. Mai daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1990 Homosexualität offiziell von der Liste psychischer Krankheiten strich. Seitdem steht der Tag symbolisch für den Kampf gegen Queerfeindlichkeit in all ihren Formen – und für die Sichtbarkeit sowie Rechte queerer Menschen.

Doch queeres Leben ist auch heute bedroht. In vielen Ländern verschärft sich die Gesetzeslage gegen LGBTQIA+ Personen – etwa in den USA oder Großbritannien. Auch in Deutschland steigt die Zahl queerfeindlicher Übergriffe. Und selbst in Heidelberg bleiben Angriffe nicht aus: Queere Symbole werden beschädigt, Veranstaltungen gestört.

Ein besonders drastisches Beispiel: Ende April wurde die Gedenkplakette für Magnus Hirschfeld – jüdisch-deutscher Arzt, Sexualwissenschaftler und Pionier der queeren Bewegung – gewaltsam entfernt. Ein rechtsradikales Motiv ist nicht auszuschließen. Dieser Angriff auf das queere Gedenken ist ein Angriff auf die demokratische Erinnerungskultur unserer Stadt.

Hirschfeld war als Sexualaufklärer, Jude, Homosexuellenaktivist und Sozialdemokrat ein zentrales Feindbild der Nationalsozialisten. Er setzte sich insbesondere für trans* Personen ein. Am 6. Mai 1933 wurde sein Institut für Sexualwissenschaft durch SA-Studenten zerstört. Seine Bücher gehörten zu den ersten, die am 10. Mai 1933 in Berlin verbrannt wurden. Hirschfeld starb am 14. Mai 1935 im Exil.

Die Geschichte lehrt uns: Wer die Rechte von Minderheiten angreift, greift die Grundpfeiler der Demokratie an. Der Schutz queerer Menschen ist nicht nur ein Thema von Vielfalt oder Toleranz – es geht um Menschenrechte, um Teilhabe und um das demokratische Versprechen, dass alle Menschen in Freiheit und Würde leben können.

Angesichts solcher historischen und aktuellen Angriffe ist klar: Queeres Gedenken muss gestärkt werden. Heidelberg darf kein Ort sein, an dem Menschenfeindlichkeit Wurzeln schlägt. Täter*innen wollen Vielfalt aus dem Stadtbild verdrängen – wir dürfen das nicht zulassen.

Das Queere Netzwerk Heidelberg fordert daher:

  • die Wiederanbringung einer Gedenktafel für Magnus Hirschfeld,
  • die Umbenennung der Sandgasse in „Magnus-Hirschfeld-Gasse“,
  • die Förderung queerer Geschichtsforschung durch städtische Forschungsaufträge.

Wer queeres Gedenken schützt, schützt auch Demokratie und Menschenrechte.

Uhrzeit 18:30 Uhr

Ort: Sandgasse 10

Am Vorabend des 30. Aprils 2025 – dem Todestag von Adolf Hitler – ist die Gedenktafel an Magnus Hirschfeld von der Hauswand der Sandgasse 10 gewaltsam entfernt worden, die erst am 9. Januar 2025 enthüllt worden war.

Magnus Hirschfeld ist ein bedeutender Sexualwissenschaftler und Pionier der queeren Forschung und Bewegung, der 1890-1891 in Heidelberg Medizin studiert hat. 

Magnus Hirschfeld stand in der Weimarer Republik für alles, was Nationalsozialisten ablehnten und bekämpften: Er war selbstbewusst jüdisch, er war Sexualreformer und als solcher auch Teil der Bewegung gegen den Abtreibungsparagrafen §218 und er war homosexuell. Hirschfeld hat sich auch für Menschen eingesetzt, die wir heute als transgeschlechtlich oder non-binär bezeichnen würden. 1933 wurde das von Hirschfeld gegründete Institut für Sexualwissenschaft von Nationalsozialisten zwangsgeschlossen, geplündert, zerstört und verwüstet. Die Bücher aus der Bibliothek, Aufklärungsbroschüren und Publikationen von Magnus Hirschfeld wurden bei den Bücherverbrennungen öffentlichkeitswirksam vernichtet.

Die gewaltsame Entfernung der Gedenktafel an dem ersten Ort der Erinnerung an queere Geschichte in Heidelberg ist auch ein Angriff auf unsere vielfältige, demokratische Gesellschaft. Daher findet anlässlich des 90. Todestages Magnus Hirschfelds eine Gedenkveranstaltung statt, um queere Geschichte sichtbar zu machen und der ein Zeichen gegen die Zerstörung der Gedenktafel zu setzen.

Es wird Redebeiträge von der Bürgermeisterin Stefanie Jansen (Dezernat Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit), dem Queeren Netzwerk Heidelberg, dem Bündnis „Kein Schritt gegen Rechts“, Ilona Scheidle (Lesbisch-Schwule Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar) geben. Zusätzlich folgt eine Vorstellung der APP-Station über Magnus Hirschfeld und eine aktivistische Straßenumbenennungen der Lesbisch-Schwule Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar. 

Anschließend läd der Queer Space (Am Karlstor 1, 69117 Heidelberg zu einem Get-Together ein.

IDAHOBALTI* – 17. Mai 2025

Straßenfest am Kornmarkt | 15:00 – 17:00 Uhr

Am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Ace-, Lesbo-, Trans-, Inter- und Queer-Feindlichkeit lädt das queere Netzwerk Heidelberg zu einem Straßenfest am Kornmarkt ein. Ab 15 Uhr erwarten Euch Infostände, ein Quiz und verschiedene Community-Aktionen.

Ab 19:00 Uhr besteht die Möglichkeit, den Tag am Karlstorbahnhof mit einer Liveübertragung des Eurovision Song Contest, gehostet durch Shayma Al-Queer, ausklingen zu lassen.

Wir freuen uns auf Euch!


Heidelberg, 02.05.2025. Die Gedenkplakette zu Ehren des jüdisch-deutschen Arztes, Sexualwissenschaftlers und Pioniers der queeren Forschung Magnus Hirschfeld wurde am 30. April 2025 abgerissen und gewaltsam von der Hauswand an der Sandgasse 10 entfernt.


Erst vor wenigen Monaten, am 9. Januar 2025, wurde die Gedenkplakette an seinem ehemaligen Wohnhaus von der Stadt Heidelberg – namentlich Bürgermeisterin Stefanie Jansen – gemeinsam mit Helmut Metzner, dem geschäftsführenden Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, eingeweiht. Die Gedenkplaketten sind Teil des Konzepts zur Erinnerungskultur der Stadt Heidelberg.


Das Queere Netzwerk Heidelberg zeigt sich entsetzt: “Nach zahlreichen Angriffen gegen queere Fahnen, queere Orte und Symbole in den letzten Jahren ist die Zerstörung und gewaltsame Entfernung der Gedenkplaktette ein trauriger Höhepunkt von queerefeindlichen Angriffen. Die Schändung dieses queeren Erinnerungsortes trifft uns sehr und macht uns fassungslos.”


Die Tafel wurde am 30. April abgerissen, dem Todestag von Adolf Hitler. Ein Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden. Eine Sprecherin des Heidelberger Bündnisses “Kein Schritt nach Rechts” meint: „Magnus Hirschfeld ist der Begründer der Sexualwissenschaften und seine Bücher waren mit unter den ersten, die von den Nationalsozialisten verbrannt wurden. Außerdem wurde er als Jude verfolgt und aus Deutschland vertrieben.”


Der geschäftsführende Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Helmut Metzner, ist erschüttert: „Am 14. Mai 2025 gedenken wir des 90. Todestags und 167. Geburtstages des großen Arztes, Aufklärers und Vorkämpfers für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Er hat sich stets gegen die Kriminalisierung und Pathologisierung queerer Menschen engagiert. Das provoziert Uneinsichtige offenbar bis hin zur Aggression. Wir dürfen nicht zulassen, dass die aggressive Tat eine dauerhafte Lücke reißt. Das ist in Zeiten, in der queere Menschen sich verstärkten Angriffen ausgesetzt sehen, als Zeichen sichtbarer Solidarität der demokratischen Gesellschaft besonders wichtig.“


Zu Magnus Hirschfeld
Magnus Hirschfeld, geboren 1868 in Kolberg, gilt als Mitinitiator der Sexualwissenschaften und der ersten Homosexuellenbewegung der Welt. Hirschfeld studierte von 1890 bis 1891 drei Semester Medizin in Heidelberg. Als Sexualaufklärer, Homosexuellenaktivist, Jude und aufgrund seiner politischen Nähe zur Sozialdemokratie war Hirschfeld später für die Nationalsozialisten ein besonderes Feindbild. Hirschfeld hat sich insbesondere für den Schutz von trans* Personen eingesetzt. Er starb am 14. Mai 1935 im Exil in Nizza. Am 6. Mai 1933 plü nderten und zerstörten SA-Studenten sein Institut für Sexualwissenschaft. Ein Teil der gestohlenen Bü cher und eine Bü ste Hirschfelds wurden bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Berlin vernichtet, andere Werke im November 1933 versteigert.

Der Pride March Heidelberg findet zum dritten Mal in Heidelberg statt. Mitte Juni demonstrieren Heidelberger*innen für die Sichtbarkeit und Rechte queerer Menschen und gegen Rechtsruck.

Zum dritten Mal findet der Pride March in Heidelberg statt. Der Pride March hat als Initiative junger LSBTIQA+ (Lesbisch, Schwul, Trans, Inter, Queer, Asexuell, Aromantisch, +) angefangen und im vergangenen Jahr einen Fokus auf unterdrückte LSBTIQA+ gelegt. Damit wurde sich mit LSBTIQA+ solidarisiert, die in anderen Ländern unterdrückt werden. Die diesjährige Demonstration findet am 14. Juni 2025 statt und beginnt auf der Poststraße auf Höhe der Schwanenteichanlage. „Der Pride March ist dazu da, Zugang zur LSBTIQA+ Community zu ermöglichen, die eigene queere Identität zu feiern und uns gegen den zunehmenden Rechtsruck zu stellen“, erklärt Jen Bihr vom Orga-Team. Der Pride March hat 2024 mit 3.000 Demonstrant*innen Rekorde gebrochen.

Der Pride March beginnt am 14. Juni 2025 um 15 Uhr. Ab 16 Uhr wird das Platzfest auf dem Universitätsplatz eröffnet und um 16:30 Uhr beginnen die Redebeiträge und künstlerischen Beiträge der Community auf dem Universitätsplatz. 

„Der Pride March soll zeigen, dass LSBTIQA+ Teile der Gesellschaft sind. „Wie alle gehen wir zur Schule, Arbeit und Universität“, so Jen Bihr vom Orga-Team. „Uns ist es wichtig, die ganze Stadt mitzunehmen – wir wollen keine isolierte Gruppe sein, sondern genauso wie alle anderen auch die Stadt mitformen. Auch wir lieben Heidelberg und wollen die Vielfalt der Bewohner*innen sichtbar machen. Gemeinsam möchten wir ein Zeichen für Vielfalt setzen.“

„Ich bin queer. Viele Menschen sind queer. Heidelberg ist bunt und bleibt bunt. Wir gehen unübersehbar auf die Straße und sind laut, damit das auch wirklich alle mitbekommen,“ so Sonja Bernitt vom Orga-Team. 

Hintergrund:

LSBTIQA+ Menschen erfahren auch in Heidelberg Diskriminierung – sei es in der Familie, Schule, Arbeit oder Universität. Dazu gehören neben körperlichen Übergriffen auch Ausgrenzung und Ausschluss. Mit dem Pride March schließt sich Heidelberg vielen weiteren großen Städten weltweit an, die Christopher Street Days und Pride Marches als festen queerpolitischen und aktivistischen Akt etabliert haben. Der Pride March wurde vom Queerfeministischen Kollektiv Heidelberg gegründet, das 2025 ebenfalls die Demo gegen Rechts in Heidelberg organisiert hat.

Pressekontakt:

Sie erreichen das Pride March-Team für Rückfragen per E-Mail unter queerfeministisches.kollektiv.hd@gmail.com